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Eisen- und Römerzeit

Von der vorrömischen Eisenzeit bis zur jüngeren Römischen Kaiserzeit

Ohne deutliche Abgrenzung verlief in Sachsen der Übergang von der Bronzezeit zur um 800 v. Chr. beginnenden Eisenzeit. Es existieren in den Gefilden der Gemeinde Mockrehna keine wissenschaftlich nachgewiesen und dokumentierten Bodenfunde aus dieser Zeit. Was nicht heißt, dass es zu keinen Funden kam bzw. es künftig nicht zu ebensolchen Funden kommen könnte, da vor allem größere Straßenbauvorhaben von archäologische Untersuchungen begleitet werden. Zudem könnten noch die Baugruben dieses oder jenes Neubaus geschichtsträchtige Überraschungen bereit halten.

 

Aus archäologischen Bodenfunden in der näheren wie weiteren Umgebung lassen sich aber Schlussfolgerungen über das Leben vor 1500 bis 2500 Jahren im hiesigen Gebiet ableiten. Dabei erweist sich das Gräberfeld bei Liebersee in der Nähe Belgerns als besonders ergiebige Fundstelle von Gebrauchskeramik, Urnen, Schmuck und Waffen. Hinzu kommen noch Fundstellen in der weiteren Umgebung wie in Drewitz bei Taucha bzw. Leuben bei Oschatz, die einiges über das damalige Alltagsleben offenbaren. Sogar in Sichtnähe in den Hohburger Bergen auf dem Burzelberg befindet sich mit den Überresten einer eisenzeitlichen Wallburg der steinerne Beweis planvoller Tätigkeit der Altvordern.

 

Römer in Mockrehna?

Die hier nachfolgend dargestellten Jahrhunderte wurden von der Macht Roms geprägt. Die Römer kamen mit ihren Eroberungen bis zum Rhein. Darüber hinaus endeten all militärischen Invasionen schlussendlich erfolglos (Varusschlacht) wegen der entschiedenen Gegenwehr der hier siedelnden germanischen Stämme. Die sogenannten Elbgermanen, zu dem unser Gebiet zählte, blieben von römischer Besetzung und somit von Tributleistungen verschont. Nichtsdestotrotz fanden sich Römer und Germanen zum friedlichen Handel zusammen. Händler aus dem Römischen Reich waren hier gern gesehen mit ihren „Luxusartikeln“ wie Anstecknadeln, Haarreifen und den sogenannten Fibeln, welche die Festkleidung der Germaninnen kunstvoll zusammenhielten. Schmückende Geschirrteile für das Sattelzeug der Stammesoberen hatten die römischen Kaufleute ebenso im Gepäck. Es ist zu vermuten, dass ein gar nicht so unbedeutender Handelsweg unsere Region von West nach Ost durchzog. Die Elbquerung in der nahen Elbaue, heute Torgau, gewährte bereits vor 2000m Jahren die Weiterreise nach Osten. Mit leeren Wagen brauchten die römischen Händler ihren Rückweg nicht wieder antreten. Der dichte und nahe Urwald, wovon heute noch die Waldungen der Dübener Heide zeugen, lieferten reichlich Rohstoffe. Felle von Bären, Füchsen und Bibern, Leder von gegerbten Häuten der Ziegen, Schafe, Schweine und sehr wahrscheinlich Honig, den einzigen verfügbaren Süßstoff dieses Jahrtausends, wurden von den Handelsleuten von hier gen Westen gebracht . Die Germanen waren der Schrift unkundig, alles was es an schriftlichen Quellen aus dieser Zeit existiert stammt aus römischen Federn, u.a. von Tacitus, den wohl besten Kenner der Germanen.


Biber nagt Eiche

Biber an der Roten Furth 2021. Heute steht der Biber auf der Roten Liste für Artenschutz. In germanischer Zeit waren Mäntel aus Biberfellen ein Statussymbol der Stammesfürsten und bekehrte Exportware im Römischen Reich.

Ernährung und Landwirtschaft

Im Vordergrund allen menschlichen Tuns stand die Ernährung, denn nur diese sicherte das Überleben und die Entwicklung der Familienverbände und Stämme. Fruchtbare und wildtierreiche Regionen wurden bevorzugt besiedelt. Die besten Weidegründe sowie ergiebiges Ackerland waren des öfteren Ziel militärischer Auseinandersetzungen zwischen den Stämmen. Das hier dargestellte Gebiet um Mockrehna zeichnet sich nicht durch übermäßig fruchtbare Böden aus. Zudem ließen die Wasserverhältnisse in der Niederung nur beschränkten Ackerbau im Gegensatz zu den fruchtbaren Elbe-und Muldeauen zu. Darum mussten sich die hier ansässigen Bauern zur Erzeugung von ausreichend Nahrungsmitteln breiter aufstellen. Die feuchten Niederungen lieferten Weide und Heu für die Wiederkäuer - Rinder, Schafe, Ziegen. Der Fischfang mit Reusen und Netzen im Schwarzen Graben und der Roten Furth bereichert das Nahrungsmittelangebot. Schweine wurden zumeist gemeinschaftlich in Herden gehalten, die sich in den dorfnahen Wäldern an Bucheckern und Eicheln „fett“ fressen sollten. Die Wildtiere in Wald und Flur, wie Reh, Hirsch, Biber, Wildschwein, gelegentlich Bärenfleisch, waren ebenfalls ein wichtige Quelle der Nahrungsbeschaffung.

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Ein Jungwolf am Schwarzen Graben zwischen Oberaudenhain und Schöna.(Foto 2021). Zur Zeit der Germanen waren Wölfe ernstzunehmende Nahrungskonkurrenten der Bauern, heute mehr oder weniger geduldete Bereicherung der hiesigen Tierwelt.

Das hier zwischen den Hügeln der Dahlemer und Dübener Heide Waldbienen gehalten wurden, ist stark anzunehmen, da Honig, Wachs und Met zu den begehrtesten Waren der damaligen Zeit gehörten. Auf der Speisekarte standen natürlich die Früchte und Pilze des Waldes. Dieses scheinbar vielfältige Nahrungsangebot schützte keinesfalls vor Hungersnöten. Saisonale hohe Niederschlagsmengen, lange, kalte Winter und trockene Sommer, wahrscheinlich auch Tierseuchen wie auch kriegerische Auseinandersetzungen konnten Nahrungsmangel und Hungersnöte nach sich ziehen, so dass sich der Bevölkerungszuwachs in Grenzen hielt. 


Handwerk und Gewerbe

Handwerklich brachte das Wissen um die Herstellung von Eisengerätschaften den entscheidenden Entwicklungsschub. War man in der Bronzezeit noch auf die Importe dieser Metalllegierung bzw deren Grundstoffe Kupfer und Zinn angewiesen, fand man in der Eisenzeit den Rohstoff sozusagen vor der Haustür - den Raseneisenstein. Dieser entsteht oberflächennah unter den Rasenflächen von staunassen Wiesen. Diese gab es im Einzugsbereich von Schwarzen Graben und Roter Furth reichlich. Zudem brauchte es für den Schmelzprozess reichlich Feuerholz, dass es in den Laubmischwäldern zur Genüge heranwuchs. Das Eisen fand im geschmiedeten Zustand vielfältige Verwendung im Alltag der Dorf- und Stammesgemeinschaften. Der Hakenpflug bekam eine Eisenspitze, der Acker wurde tiefer und schneller gepflügt; die Räder der hölzernen Leiterwagen bekommen einen Eisenreifen, die Speere mit einer Eisenspitze versehen wurden zu effektiveren Jagd- und Kriegswaffen, das Zaumzeug der Ochsengespanne wurde durch Eisenverbindungen stabiler und langlebiger, das Reitzeug für Pferd und Reiter erfuhr ebenfalls eine Weiterentwicklung. Auch beim Spinnen und Weben ersetzte eisernes Werkzeug hölzerne Teile; eiserne Nadeln dienten dem Vernähen von Fellen und Lederhäuten, der noch groben Stoffe aus Schafswolle. Die Herstellung von Bekleidung gewann an Tempo und Qualität.

 

An den Kochstellen ersetzten Eisenplatten die Steinplatten. Eisen wurde ein Werkstoff des Alltags und blieb nicht wie die Bronze nur der oberen Schicht vorbehalten. Diese Entwicklung spiegeln die im Gräberfeld bei Liebersee gefundenen und dokumentierten Grabbeigaben eindrucksvoll wieder.

Raseneisenstein

Raseneisenstein, der heimische Rohstoff für die Eisenschmelze. (Foto 2021 in der Gemarkung Langenreichenbach)

 

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Beim Anlegen einer Rübenmiete 1929 in Kranichau wurde ein reiches Waffengrabes aus dem 4. Jh n. Chr. gefunden. Die Teile könnten aus dem geschmolzenen Eisen des Raseneisensteins geschmiedet wurden sein. 

Foto: Stadtgeschichtliches Museum Torgau


Haus und Hof

Wie bereits oben genannt fehlt es im Mockrehnaer Gebiet an gesicherten archäologisch Funden, mit dem sich die folgenden Überlegungen wissenschaftlich untermauern ließen. Allein wenn man von den natürlichen Bodenqualitäten, Reliefgestaltung und Klimabedingungen ausgeht ist hier kein produziertes Mehrprodukt bzw. bergbaulich gewonnener Rohstoff zu erwarten, die sich durch florierenden Handel gewinnbringend absetzen ließen. Wäre dem so gewesen, hätten sich steinerne Mauerreste von Wohn-und Stallgebauten nachweisen lassen. Steine im Hausbau verwendet, waren in allen Perioden der Eisenzeit Ausdruck von Wohlstand. So waren das im Gebiet reichlich heranwachsende Bauholz mit Sicherheit das wichtigste Baumaterial für Haus und Hof. Selbst Stroh für die Dacheindeckung wird keine Verwendung gefunden haben, weil es als knappes Gut für die Winterfütterung in der Tierhaltung und für die „Polsterung“ der menschlichen Schlafstätten benötigt wurde. Stattdessen fand man in der feuchten Niederungen ausreichend Schilfrohr zur Bedachung und der Füllung von Hauswänden sowie den Lehm zur Verdichtung der Wände. Andernorts stieß man im Landkreis Nordsachsen bei archäologischen Grabungen auf sogenannte einfachste Grubenhäuser aber auch auf komfortablere Wohnstallhallen.

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Pökeln (Salzlauge) von Fleisch ist eine der ältesten Konservierungsmethoden und wurde bereits von den Germanen beherrscht.

Hier wohnten Mensch und Tier unter einem Dach. Was energetisch in den Wintermonaten die optimalste Lösung darstellte, aber auch für ein Höchstmass an Sicherheit vor den hungrigen Wildtieren (Bären, Wölfe) sorgte. Bekannt ist gleichfalls, dass Gemüse und Obst auf der Speisekarte der Vorfahren stand. An den Häusern lagen sorgfältig eingezäunte Gemüsegärten. Es wurden die verschiedensten Gemüsearten, Beeren und Obst herangezogen. Gegen größere tierische Räuber wie Hase und Reh konnten die Zäune schützen, gegen Schadinsekten nicht, darum wechselten Ertrag und Qualität von Jahr zu Jahr. Die schwankenden Erträge konnten durch Konservierungsmethoden wie das Pökeln und Räuchern von Fleisch, das Trocknen von Obst und der Stalltierhaltung (ganzjährig Milch) zum Teil ausgeglichen werden.